Zur Person: Georg-Ludwig Hartig
Nachhaltigkeit -
ein ursprünglich forstlicher Begriff wird aktueller denn je
Der Begriff "Nachhaltigkeit" ist untrennbar mit dem Namen und dem Lebenswerk Georg Ludwig Hartigs verbunden, einem der bedeutendsten Forstmänner Deutschlands, der 1764 in Gladenbach geboren wurde und 1837 in Berlin starb. Nach forstlicher Ausbildung im heimatlichen Gladenbach und Studium an der Universität Gießen waren seine wichtigsten beruflichen Stationen:
1786 - 1797 Solms-Braunfelsischer Oberforstmeister in Hungen
1797 - 1806 Nassau-Oranischer Landforstmeister in Dillenburg
1806 - 1811 Oberforstrat der Württembergischen Forstverwaltung in Stuttgart
ab 1811 Staatsrat und Leiter der Preußischen Forstverwaltung in Berlin.
Hartig legte jeweils die Grundlagen für die Waldbewirtschaftung durch die Inventur und langfristige Planung für eine nachhaltige Nutzung. Darüber hinaus begann er schon in Hungen mit der Ausbildung junger Forstleute, betrieb auch in Dillenburg eine Forstschule mit zeitweise 50 Forstschülern, gründete schließlich 1821 an der Universität Berlin einen Lehrstuhl für Forstwirtschaft, aus dem die traditionsreiche Forstliche Hochschule Eberswalde hervorging. Seiner systematischen Arbeitsweise verdanken wir auch zahlreiche, damals bahnbrechende Lehrbücher zu Themen der Waldbewirtschaftung.
Sein wichtigstes Anliegen in Wort und Schrift sowie in der praktischen Umsetzung war der Grundsatz der Nachhaltigkeit:
In einer Zeit der bedrohlichen Waldzerstörung durch die übermäßige Nutzung von Holz und den Vieheintrieb in den Wald ging es ihm darum, durch "Taxation" (Vermessung, Inventur und langfristige Planung) die Waldnutzung auf Nachhaltigkeit zu berechnen, die Wälder
"....zwar so hoch als möglich, doch so zu benutzen suchen, dass die Nachkommenschaft wenigstens ebenso viel Vorteil daraus ziehen kann, als sich die jetzt lebende Generation zueignet."
(Aus "Anweisung zur Taxation der Forste oder zur Bestimmung des Holzertrags der Wälder",1795).
Diesem Grundsatz verdanken wir heute die großflächigen und vielfältig nutzbaren Waldflächen unseres Landes. Hartig begründete mit seinem Lebenswerk den heute noch weltweit geltenden Ruf der deutschen Forstwirtschaft als eine auf Nachhhaltigkeit ausgerichtete Nutzung und Erhaltung der Wälder.
Vor über 200 Jahren gab die spürbare Krise, die Übernutzung des Waldes und der Mangel an Holz in der Forstwirtschaft den Anstoß für die Idee der Nachhaltigkeit. Die Nutzungsmöglichkeiten der lebenden Generation wurden bewusst begrenzt und eine langfristige Planung der Daseinsvorsorge für künftige Generationen erstellt, die Zeiträume bis zu 120 Jahren im Voraus umfasste.
Heute sind es in Wirtschaft und Gesellschaft wieder erkennbare Wachstumsgrenzen, die Knappheit verfügbarer Rohstoffe sowie ökologische und soziale Probleme, die den Antrieb zu Überlegungen zur Nachhaltigkeit als Handlungsprinzip in allen Lebensbereichen geben. Die vielfach auf kommunaler Ebene betriebenen "Agenda 21"- Aktivitäten folgen daraus.
Nachhaltigkeit wird inzwischen weltweit zur Überlebensstrategie, nicht nur gerichtet auf die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen, sondern auch in der Notwendigkeit, die Abläufe und Denkweisen in Wirtschaft und Gesellschaft stärker auf Nachhaltigkeit auszurichten.